Außerordentliche Marktgemeinderatssitzung auf dem Gelände des Klärwerks in Pressig
Zu einer außerordentlichen Marktgemeinderatssitzung hatte Pressigs Bürgermeister Stefan Heinlein auf das Gelände des Klärwerks eingeladen.
Zu dieser außergewöhnlichen Exkursion kam es, weil der Bürgermeister der Meinung war, dass diese komplexe Kläranlage für die im Mai 2020 angetretenen neuen Räte völliges Neuland ist, immerhin sind vom 17- köpfigen Gremium zehn neue Marktgemeinderäte.
Einleitend informierte der Rathauschef, dass die Kläranlage im Jahr 1989 für 17.000 Einwohnergleichwerte erbaut wurde. Sie wurde in jüngster Vergangenheit auf 9.750 EW zurückgebaut.
Das Einzugsgebiet erstreckt sich über alle zehn Gemeindeteile von Pressig und als Novität werden auch Teilgebiete von Heinersdorf /Thüringen in das Klärwerk Pressig zugeleitet.
Im Bereich der Mischkanalisation sind aktuell elf Mischwasserentlastungseinrichtungen vorhanden. Der Gemeindeteil Marienroth und ein Teilgebiet von Pressig sowie Heinersdorf werden im Trennsystem entwässert (54,2 Hektar).
Das übrige Entwässerungsgebiet hat eine Fläche von 165,3 Hektar und hier erfolgt die Abwasserbeseitigung im Mischwassersystem.
Es sind dazu unterirdisch verlegt, 38 Kilometer Mischwasserkanäle, zwölf Kilometer Schmutzwasser- und zehn Kilometer Regenwasserkanäle, verlegt.
Die Abwasserreinigung auf der Kläranlage erfolgt über eine zweistrassige Belebungsanlage mit Schlammstabilisierung und ein nachgeschaltetes Nachklärbecken.
Die chemische P-Fällung (Entfernung von Phosphorverbindungen aus Abwässern) erfolgt über die Zugabe von Fällmitteln.
Der Überschussschlamm wird in den beiden Schlammstabelbehältern gespeichert und in zeitlichen Abständen gegenwärtig der landwirtschaftlichen Verwertung zugeführt. Die Reinigung des Schmutzwassers wird mittels einer mechanisch-biologisch-chemisch wirksamen Kläranlage sichergestellt.
An der Kläranlage Pressig wurden in den letzten zwei Jahren einige betriebstechnische Anlagenteile erneuert. So wurden zum Beispiel neue, energieeffiziente Kompressoren oder neue Pumpen angeschafft.
Als dringendste Maßnahme wurde die Sanierung der Umwälzaggregate und Beckenbelüfter in den einzelnen Belebungsbecken herausgearbeitet. Die Durchmischung der Biomasse auf der Kläranlage und deren Sauerstoffversorgung ist eine der energieaufwendigsten Prozesse. Eine genaue anlagenspezifische Auslegung bringt durch den Einbau neuer Umwälzaggregate, in Verbindung mit neuen Belüftungseinrichtungen abgestimmt, für die vorhandenen Gebläse eine wesentlich bessere Reinigungsleistung und eine deutlich spürbare Energieeinsparung mit sich. Für den Marktgemeinderat wird es zukünftige Aufgabe sein, mit einer nachhaltigen und zukunftsweisenden Konzeption bei langjährigem Betrieb enorme Kosten einzusparen.
Weiter wird sich das Gremium mit dem Thema „Nutzung der Sonnenenergie und der damit verbundenen direkten Stromeinspeisung“ beschäftigen, so der Bürgermeister.
Dazu wird man versuchen, über Förderungen des Bundes, Geldmittel zu generieren, um unsere Abwasserreinigung nachhaltiger aufzubauen.
Dazu legte Heinlein die aktuellen Belastungen vor, die man ermitteln ließ, um entsprechend der Anlagentechnik technisch und wirtschaftliche Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen durchführen zu können.
Beispiel am Stromverbrauch des Marktes Pressig aus dem Jahr 2021:
Kläranlage Pressig verbrauchte 358.569 kWh, für die Straßenbeleuchtung wurden 81.217 kWh und für sonstige Projekte 352.879 kWh verbraucht.
Das ergibt einen Gesamtstromenergieverbrauch von 792.665 kWh. Dazu kommen noch einmal 76.941 kWh für das Schulgebäude Pressig (Schulverband).
Somit verbraucht die Abwasserbeseitigung mit ihren Außenanlagen etwa 45 bis 50 Prozent des gesamten Stromverbrauchs im Markt Pressig.
Ein deutliches Zeichen für Handlungsbedarf stellte der Rathauschef zum Schluss der Exkursion fest, weshalb er auch diese umfangreichen Informationen mit einer Exkursion vor Ort begründete.
Das Bild zeigt: Zur umfangreichen Information über Funktion- und Betriebsabläufe der Kläranlage Pressig hatte Bürgermeister Stefan Heinlein die Marktgemeinderäte zu einer Exkursion ins Klärwerk eingeladen
Foto: K.- H. Hofmann