Ökologische & insektenfreundliche Pflege kommunaler Flächen

28. April 2022 : Gemeinsam zu mehr Artenvielfalt Ökologische & insektenfreundliche Pflege kommunaler Flächen

Die kommunalen Grünflächen im Landkreis sollen insektenfreundlicher gepflegt werden. In Schulungen leitet die Gebietsbetreuerin im Naturpark Frankenwald, Anna Bergmann, die Bauhof-Mitarbeiter der jeweiligen Gemeinden an.

Pressig- Straßenränder, Verkehrsinseln oder Parkanlagen – Kommunen haben einen gewichtigen Hebel, um Maßnahmen zum Insektenschutz umzusetzen. Alleine die Grünstreifen am Straßenrand summieren sich auf viele Millionen Quadratmeter und bieten viel Platz für naturnahe Bepflanzungen. Oft ist der Wille da, dieses Potenzial zu nutzen. Woran es häufig fehlt, ist das naturschutzfachliche Wissen und das praktische Know-how, dieses anzuwenden. Hier setzt der im Jahr 2018 von der Bayerischen Staatsregierung ins Leben gerufene „Blühpakt Bayern“ an.

„Ziel des Projekts ist es, für das Thema zu sensibilisieren und Verständnis zu wecken. Wir möchten den Bauhof-Mitarbeitern das erforderliche Know-how an die Hand geben, wie eine insektenfreundliche Pflege gelingen kann“, erklärt Anna Bergmann (M.Sc. Geoökologie). Die über den Bayerischen Naturschutzfonds, den Naturpark Frankenwald und die Ökologische Bildungsstätte Oberfranken geförderte Gebietsbetreuerin im Naturpark Frankenwald hatte im Vorfeld gemeinsam mit den Landkreis-Kommunen entsprechende Flächen in allen Gemeinden ausgewählt. Diese sollen nunmehr in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Bauhöfen Schritt für Schritt in eine ökologische Pflege überführt werden. Nachdem Anna Bergmann zunächst eine Schulung für die Mitarbeiter der Bauhöfe Teuschnitz, Steinbach am Wald und die Stadt Kronach abgehalten hatte, schulte sie nunmehr - kurz vor den Osterfeiertagen - auch die Bauhof-Mitarbeiter von Pressig und Mitwitz. Interaktiv und im stetigen Austausch wurden dabei Themenkomplexe wie die Leistungen von Insekten in Ökosystemen, Erkennen und ökologische Pflege der Lebensräume, insektenfreundliche Technik und Pflege sowie die Anlage neuer Lebensräume bearbeitet.

„Durch eine angepasste Pflege der kommunalen Flächen sollen ehemals artenreiche Wiesen, Wegränder, Böschungen und Gewässerbegleitgrün wieder hergestellt und artenreiche Lebensräume für Insekten geschaffen werden“, betont die Gebietsbetreuerin. Integriert in das ökologische Pflegekonzept werden auch die Straßen- und Wegränder, die - neben ihrer Funktion als Lebensraum - auch als wichtige Verbundsysteme zwischen unterschiedlichen Biotopen dienen. Die Steigerung der Biodiversität stelle eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar, wobei den Kommunen eine wichtige Rolle und Vorbildfunktion zukomme. Den dringenden Handlungsbedarf verdeutliche spätestens die Veröffentlichung der Krefelder Studie, die das dramatische Insektensterben - mit einem Rückgang der Flugmasse aller Fluginsekten in den letzten 27 Jahren um über 75 % - belegt. Ein Hauptgrund hierfür ist der Verlust von Lebensräumen für Insekten.

„Ich bin sehr dankbar für die Offenheit und das Interesse, das die Bauhof-Mitarbeiter der Thematik entgegenbringen“, würdigt Anna Bergmann. Die Schulung richtet sich mit ihren schwerpunktmäßigen Themen nach den Vorgaben des Blühpaktes Bayern. „Ein wichtiger Schwerpunkt des Projekts stellt der ganzheitliche Ansatz dar“, stellt sie heraus. Hierzu zählen eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung ebenso wie eine enge Betreuung der einzelnen Gemeinden. Dabei verhehlt sie nicht, dass es wohl auch kritische Stimmen der Bevölkerung zum veränderten, vermeintlich „unordentlichen“ Erscheinungsbild der Grünanlagen geben und das Nichtmähen Diskussionen auslösen werde. Da die Kommunikation dabei alles sei, gelte es, die Bürger frühzeitig zu informieren und einzubinden. Um schon die Jüngsten für die Thematik zu sensibilisieren, initiiert sie auch - auf Wunsch - in einigen Landkreis-Gemeinden ein Umweltbildungsprogramm in den Kindergärten und Schulen – konkret für die Gemeinde Pressig im Herz-Jesu Kindergarten in Pressig, im Kindergarten Rothenkirchen sowie in der Mittelschule in Pressig. In enger Zusammenarbeit werden hier Insekten-Gartenaufsteller bzw. ein großes Insektenhotel gebaut. Die Umweltpädagogin Dorothea Kurtz erteilt Unterricht.

Bereits im Jahr 2021 wurde in Mitwitz abschnittsweise eine Mahd mit Überwinterungsstrukturen für Insekten mit einer Beschilderung umgesetzt. Mit dem Pflegekonzept für den Markt Pressig hat man sich bereits erfolgreich um das Blühpakt Bayern-Projekt „Starterkit – 100 blühende Kommunen" beworben. Die Berücksichtigung ist verbunden mit einer finanziellen Starthilfe von 5.000 Euro sowie einer Beratungsleistung – sehr zur Freude von Pressigs Bürgermeister Stefan Heinlein, der der Schulung im Pressiger Feuerwehrhaus einen Besuch abstattete.

Auch namens seines an dem Tag leider verhinderten Mitwitzer Amtskollegen Oliver Plewa zeigte er sich für die fachliche Begleitung und Unterstützung sehr dankbar. Die bestmögliche Pflege der Grünflächen nach ökologischen Gesichtspunkten sei, wie er bekundete, beiden Gemeinden ein großes Anliegen, um damit einen - wenngleich sicherlich nur kleinen - Beitrag für mehr Biodiversität zu leisten. Ein großes Dankeschön zollte er allen tüchtigen Bauhof-Mitarbeitern für die Art und Weise, wie sie diesem in der Öffentlichkeit oftmals kritisch beäugten Thema begegneten. Zwischenzeitlich fand auch noch eine Schulung für die Bauhof-Mitarbeiter von Kronach Stadt statt. hs

Bilder: Die kommunalen Grünflächen im Landkreis sollen insektenfreundlicher gepflegt werden. In Schulungen leitet Anna Bergmann die Bauhof-Mitarbeiter der Landkreis-Gemeinden entsprechend an. Die Bilder entstanden bei der Schulung für die Bauhof-Mitarbeiter von Pressig und Mitwitz.